Wernher von Braun

SS-Sturmbannführer Nr.: 185.068:

Wernher von Braun

Ich stehe in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Mittelbau-Dora. Auf einem großen Bild steht ein Mann in der Mitte. Er hat zwar einen Arm eingebunden aber er lacht als hätte er Geburtstag. Er raucht eine Zigarette. Um ihn herum amerikanische Soldaten. Wenn die Besucher*innen nur dieses Bild zu Gesicht bekämen, wür-

Mitglied der Führungselite

de niemand vermuten, dass es sich dabei um die Verhaftung eines Mannes handelte, der zum unmittelbaren Führungsstab der militärischen Führungselite des Nazi-Staates gehörte: Wernher-Von-Braun, SS-Sturmbannführer, Mitglied der SS Nr.: 185.068, Mitglied der NSDAP Nr.: 5.738.692. Im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ wurde ihm persönlich von Hitler der Professortitel verliehen.

Er war zuständig für den Bau der sogenannten „Wunderwaffen“, die dem „tausendjährigen Reich“ letztendlich noch zum Sieg verhelfen sollten. Die „V1- und V2 Rakete“ die vielen Menschen in London den Tod brachte, war nur eine von Brauns Angriffswaffen. Skrupellos und unter jeder Missachtung der Menschenrechte hat er an diesem Ziel, bis zum bitteren Ende, festgehalten.

Kein „bedauern“

Nach 1945 hat er niemals die Gelegenheit genutzt dies zu bedauern. Nie hat er versöhnende Worte gegenüber seinen Opfern gefunden. 20.000 Menschen, vorwiegend junge KZ-Häftlinge kamen im Konzentrationslager Mittelbau-Dora in kurzer Zeit ums Leben. Dort wurden unter den unmenschlichsten Bedingungen die Raketen gebaut. Von Braun suchte die Häftlinge, aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Buchenwald, zum Teil persönlich aus. Er kannte jedes Detail seiner KZ-Produktionsstätte. Insbesondere nach den Erkenntnissen von Prof. Rainer Eisfeld, in seinem Buch „Mondsüchtig“, ist er als Täter des nationalsozialistischen Staates einzuordnen. Viele Städte und Gemeinden in Deutschland haben sich inzwischen von Namensgebungen nach Wernher-Von-Braun mit Erfolg verabschiedet. Zuletzt wurde u. a. das Gymnasium in Friedberg, das seinen Namen trug, umbenannt. „Der Name ist ein Affront gegen eine Werteerziehung“ (Albin Dannhäuser, damals Ehrenvorsitzender des bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes).

„[…] in Mittelbau-Dora fanden Tausende von Zwangsarbeitern den Tod. Seine Person ist damit von der Verbrechensbilanz des Dritten Reiches nicht zu trennen.“ (Bayerisches Kul- tusministerium). Auch in Gersthofen sollte sich der Stadtrat endlich dazu entschließen,

Einfach unerträglich

sich von einer Würdigung dieser Person zu verabschieden und die Straße umzubenennen.

Es ist unerträglich für die ehemaligen Häftlinge, aber auch für die Nachkommen und die Angehörigen der ermordeten Menschen, dass eine Straße den Namen eines Täters trägt. Ganz besonders im Hinblick auf den immer stärker werdenden Rechtsextremismus in Europa.

Josef Pröll