Menschen mit Handicap

Menschen mit Handicap

Und wer denkt an Menschen mit Handicap?

Beklagen will sie sich nicht, „aber die Menschen mehr sensibilisieren.“ Birgit Konschelle, die schon lange in Gersthofen lebt, sitzt mir im Rollstuhl gegenüber. Wir sind im dritten Stock ihrer Wohnung. 

„Mitleid will ich auf keinen Fall“, sagt sie lachend. Als Mitglied des Seniorenbeirats der Stadt Gersthofen möchte sie sich aber gerne starkmachen für die Belange der Menschen mit Handicap. 

Während unseres Gesprächs macht sie mich auf vieles aufmerksam, worüber wir Menschen ohne Handicap erst gar nicht nachdenken. So könne schon ein Besuch in einem Cafe für eine*n Rollstuhlfahrer*in zum Problem werden, wenn eine Stufe am Eingang zu einem Hindernis wird. „Ich habe kein Problem, um Hilfe zu bitten“, sagt sie. Aber wenn das Cafe oder das Restaurant beispielsweise auch keine geeignete Toilette hat, ist der Besuch frür mich zeitlich begrenzt. 

Selbst im Gersthofer Rathaus, erfahre ich, kann sie nicht auf die Toilette gehen, weil die Toilettenschüssel nur wenige Zentimeter zu hoch angebracht ist. „Es sind zwar Haltegriffe vorhanden, aber die Kraft zum Hochziehen fehlt, weil ich meine Beine nicht benutzen kann. Kein Mensch kann sich vorstellen, was dabei nur wenige Zentimeter ausmachen.“ Für solche Toiletten gäbe es Normmasse, die auch im Gersthofer Rathaus nicht eingehalten worden sind. 

Selbst Mülltonnen können zum Problem werden, wenn sie einfach auf dem Gehsteig abgestellt werden. „Ich weiß, dass das keine Böswilligkeit ist, aber Nachdenken sollte man darüber schon mal.“ Sie spricht immer wieder über die Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind. Auch ihnen ginge es ähnlich. Der Rollator habe in erster Linie eine Stützfunktion. Wenn man Hindernissen ausweichen müsse, könne man leicht zu Fall kommen. Birgit Konschelle ist eine sehr humorvolle Frau, die gerne in Gersthofen lebt. „Hier habe ich schon vor vielen Jahren meine Heimat gefunden.“ 

So kommen wir auch auf die Gersthofer „neue Mitte“ zu sprechen. Sie ist der Meinung, dass bereits in der Planungsphase Menschen mit Handicap einbezogen werden sollten. 

Sie erzählt mir, dass sie das Kino im „Gersthofer Loch“ auch gerne besucht hätte. Leider konnte sie mit ihrem Rollstuhl die Fläche aber nicht befahren. 

Ein Jahr zuvor habe sie schon mal darauf hingewiesen und um eine Verbesserung für Rollstuhlfahrer gebeten. In diesem Jahr wurden die Wünsche wieder nicht berücksichtigt. „Dabei habe ich meinen Sitzplatz sogar schon dabei.“ In der Stadtmitte gäbe es ein Cafe, erzählt sie, „dort wurde nach fünf Jahren endlich die Stufe am Eingang beseitigt.“ 

Ich fahre nachdenklich nach Hause und sehe in der Ostendstraße zwei Menschen mit Rollator. Sie müssen auf die Straße ausweichen, weil auf dem Gehweg so viele gelbe Säcke liegen. 

  Interview: Josef Pröll

Wir sollten alle öfters darüber nachdenken wie es Menschen mit Handicap im Alltag geht. Wie sie mit Situationen umgehen müssen, die für uns ganz „normal“ sind.
Es darf, meiner Meinung nach einfach nicht passieren, dass in einem Rathaus die Toilette so angebracht ist, dass  sie Menschen mit Handicap nicht, oder nur eingeschränkt, nutzen können. Oder dass das Gersthofer Freilichtkino mit Rollstühlen nicht befahrbar ist. 
Frau Konschelle macht gute  ehrenamtliche Arbeit im Gersthofer Seniorenbeirat. Hoffentlich hört man in Zukunft mehr auf ihre Meinung im Rathaus!